Die fünf Trägerinnen und Träger des Wilhelm und Ingeborg Roloff-Preises 2015/2016 stehen fest
Die Preise wurden am 23. März 2017 bei der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin in Stuttgart überreicht.
Die Jury hat den 1. Preis, dotiert mit 3000 Euro, zuerkannt den Journalistinnen
Sigrid Born und Nicole Würth
Sie bekommen ihn für die sehr eindringliche und vorbildlich recherchierte Dokumentation „Asbest – die tödliche Faser. Warum die Gefahr noch lange nicht vorbei ist“, ausgestrahlt am 15. August 2016 im Abendprogramm der ARD zu sehen Produziert wurde er unter der Redaktion von Wolfgang Wirtz-Nentwig für den Saarländischen Rundfunk. Es geht dabei um die vermeintliche Wunderfaser Asbest. Sie findet sich in Deutschland immer noch in Millionen Tonnen von Baustoffen und in Gebäuden, in Bodenbelägen, Wänden, Heizungen, Dachkonstruktionen, Bremsbelägen und sogar in Textilien. Pneumologie, Arbeitsmedizin und Krebsforschung haben seit langem sehr damit zu tun, Asbestschäden zu erforschen und zu behandeln. Asbestfasern führen oft zu sehr aggressiven Krebsformen und Asbestosen, und das auch noch nach 30 bis 40 Jahren. Häufig weigern sich Berufsgenossenschaften, den damit belasteten Arbeitnehmern Entschädigungen zu zahlen. Für die nächsten Jahre ist noch mit Tausenden Neuerkrankten zu rechnen. In der EU ist die Produktion von Asbest verboten, doch in Russland, China und anderswo wird es weiter abgebaut.
Den 2. Preis erhalten
Maik Gizinski und Niko Jedicke
für ihre beeindruckende und umfassende Fernsehreportage mit dem Titel „Auf Leben und Tod. Die Organtransplantierer“. N 24 sendete sie am 19. Dezember 2016, produziert wurde sie von der Hamburger Firma freeeye.tv. Darin geht es um Organtransplantationen mit Blick auf Lungen und Herzen und auch auf die Medizinische Hochschule Hannover. Dort arbeitet das weltweit größte Lungentransplantationszentrum. Nahezu dreimal in einer Woche werden dort Lungen übertragen. Der Film zeigt aber nicht nur etwas zu einzelnen Operationen, sondern besonders viel zu dem, was um sie herum geschieht, also vorher und nachher, von der Auswahl der Organe bis zu deren Transport und der Arbeit der Pathologen. Der Film, 50 Minuten lang, macht klar, welche Hürden mit Organübertragungen verbunden sind und wie viel Logistik außerhalb von Operationsräumen geschieht. Dieser 2. Preis ist mit 2000 Euro verbunden.
Einen Sonderpreis von 1000 Euro bekommt
Johannes von Creytz
für zwei Hörfunksendungen, die der Bayerische Rundfunk ausstrahlte. Eine, gesendet am 4. April 2016 um 10.05 Uhr und eine knappe halbe Stunde lang, heißt „Unabhängig genießen – Rauchen ohne Sucht“. Hier geht es nicht um das absolute Stoppen des Rauchens, sondern um Rauch-Reduktions-kurse, wie sie die Diplom-Psychologin Alexa Kiss (Univ. München) anbietet. Sie kommt im Beitrag ebenso zu Wort wie ein Teilnehmer und zwei Teilnehmerinnen. Sie schildern äußerst anschaulich und ehrlich, wie sehr sie sich bemühen, die jahrelange Tabakabhängigkeit zu lockern.
In einem weiteren Beitrag von Johannes von Creytz steht eine ungewöhnliche Einrichtung im Mittel¬punkt – eine Tbc-Klinik für jene Patientinnen und Patienten, die sich gegen jede Therapie wehren. Ihre Tbc ist äußerst ansteckend und kann behandelt werden, aber sie wollen davon nichts wissen. Sie sind, wie es der Titel des Beitrags sagt, „Tuberkulosepatienten unter Freiheitsentzug“, also unter haftähnlichen Bedingungen. Es geht hier „um den schmalen Grat zwischen Disziplinierung und Heilung“. Diese Sendung, 24 Minuten lang und am 13. Juli 2015 übertragen, vermittelt viel vom schwierigen Alltag dieser Menschen in der Lungenklinik Parsberg (Oberpfalz). Sie ist deutschlandweit die einzige Klinik dieser Art.